Wir trauern

Mit tiefer Betroffenheit nehmen wir Abschied von unserem Ehrenmitglied Werner Beese

Der BTHC trauert um Werner Beese, der Anfang November im Alter von 76 Jahren verstorben ist.

 

Mit vorbildlichem Engagement, ausgeprägtem Verantwortungsgefühl und starker menschlicher Ausstrahlung hat er sich im Verein und besonders in der Hockeyabteilung als Spieler, Trainer und Funktionär ein bleibendes Ansehen erworben.

 

Unsere Anteilnahme gilt besonders seiner Familie.


Werner als Spieler

Der Junge aus der Dürerstraße kam 1958 als 12-Jähriger durch einen Freund zum Hockey - erstaunlicherweise nicht durch Otbert Krüger, der gleich um die Ecke wohnte. Dank seiner Talente nahm ihn Werner Stübing gleich in den ersten Wochen seines Hockeylebens mit zu einem Turnier nach Holland. Die Karriere schritt schnell voran, mit 16 Jahren wurde Werner 1. Herrenspieler, spielte viele Jahre in der Hallenhockey-Bundesliga: 1977 stiegen die 1. Herren erstmals in die Bundesliga auf und konnten die Klasse ununterbrochen bis 1981 halten. Nach zweijähriger Durststrecke gelang ihnen der Wiederaufstieg. Mit 39, also nach 23 Jahren, beendete Werner 1985 seine aktive Zeit in der 1. Mannschaft – ohne, zu seinem Bedauern, je im Feld in der Bundesliga gespielt zu haben.

 

Natürlich war Werner danach noch in diversen anderen Mannschaften aktiv - auch als er die 50 schon überschritten hatte: Punktspielbetrieb bei den 2. und 3. Herren in Oberliga und Verbandsligen einschließlich Aufstiege und Aufstiegsfeiern standen ebenso auf dem Programm wie Turniere und Auslandsfahrten quer durch Europa mit seinen geliebten Sunshinern. Die letzte große Fahrt im Jahr 2019 war „seine“ Reise: Von ihm organisiert ging es nach Bamberg, Erlangen und Regensburg, wo er auch privat häufig Urlaub machte. Dass es kein richtiges Seniorentraining in Braunschweig gab und er deshalb in den späten Jahren immer samstags nach Hannover fahren musste, hat ihn geärgert. Er war gern gesehener Dauergast beim Training der Grasnarbenschocker und gab dabei nicht selten kleine individuelle Übungsstunden.

Werner als Trainer

So engagiert, ehrgeizig und zielstrebig wie er als Spieler war, war er auch als Trainer. Nach der Bundeswehr übernahm er als 21-jähriger Sportstudent sechs Jahre lang das Training der 1. Herren. Als die Ära Köppen begann und der BTHC über ausreichend Trainer verfügte, wurde Werner für fünf Jahre Trainer der Bundesligadamen von Eintracht Braunschweig, die mit ihm unter anderem Deutscher Vizemeister in der Halle wurden. Nach dem tragischen Unfall von Günther Köppen und Carsten Lätzsch im Januar 1986 leitete er wieder für vier Jahre das Herrentraining im BTHC. Um ausgelastet zu sein, coachte er außerdem männliche Jugendmannschaften, zeitweilig drei an der Zahl. Meist begleitete er sie von den C- oder B-Knaben bis in den Jugendbereich. Der Erfolg seines Trainings waren viele Niedersachsentitel, Nordmeister und mehrere Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften.

 

Sein persönlich größter Erfolg war der Gewinn der Deutschen Vizemeisterschaft im Feld mit den A-Knaben 1994. Die Mannschaft mit Stiefsohn Philip und Spielern wie Oliver Nonn, Sven Hoffmann und Nikolaus Kuhle hatte er bereits sieben Jahre vorher übernommen. Die Saisonbilanz: souveräner Niedersachsenmeister mit 19:1 Punkten, Gewinner der Zwischenrunde in Mülheim und erst im Finale in Dürkheim dem Berliner HC unterlegen. Für ihn machte nicht nur die sportliche Bilanz diese Mannschaft einzigartig, auch menschlich nahm er aus dieser Zeit sowie im weiteren Begleiten einiger Spieler sehr viel mit.

 

Denn Werner trainierte nicht nur seine Mannschaften, er verfolgte auch den weiteren Lebensweg seiner Schützlinge, gab Ernährungshinweise und reiste mit ihnen, so zum Beispiel zur Champions Trophy der Herren nach Berlin oder zu unserer Partnerschule nach England. Mit den englischen Freunden unter der Leitung von Schul-Direktor John Law fanden auch berühmt-berüchtigte Abende statt: Liedgut raus, und Werner spielte dazu Gitarre.

 

Um sein umfangreiches Pensum zu schaffen, „erzog“ er sich Betreuer, die dann häufiger ohne Trainer auf der Bank agieren mussten. Nicht wegen etwaiger Doppelbelastung, sondern weil er mal wieder Meinungsverschiedenheiten mit den Schiedsrichtern hatte, die seinen vehementen Einsatz für seine Mannschaft nicht richtig würdigten. 2005 beendete er eigentlich seine Zeit als Trainer. Klar, dass er ab 2007 wieder in der Halle stand, als Not am Mann war.

 

Werner stand auch für den Aufbau und die Entwicklung der qualifizierten Aus- und Fortbildung für Trainer in Niedersachsen: 1989 übernahm er, zu dem Zeitpunkt bereits mit der A-Lizenz ausgestattet, im NHV das Amt des Lehrwartes. Insgesamt hielt er weit über 200 Lehrerfortbildungen in Niedersachsen und im Bundesgebiet ab. Unter seiner Regie wurde außerdem die NHV-Verbandstrainerstelle geschaffen, besetzt zunächst mit Torsten Althoff.

Werner als Funktionär

Im BTHC war er offiziell „nur“ neun Jahre für den männlichen Bereich Sportwart. Aus persönlichen Gründen, er war einfach ausgepowert, legte er dieses Amt im Herbst 2006 nieder. Werner füllte Ehrenamt nicht nur aus, er lebte es. Über 50 Jahre dachte und lebte er BTHC und Hockey. Die zentrale Frage, die ihn immer beschäftigte: Wie kann ich den Sport voranbringen, was kann ich dazu beitragen, den BTHC fit für die Zukunft zu machen. Um einige Beispiele aus seinen zahlreichen Aktivitäten zu nennen:

  • Der BTHC erhielt 1993 das „Grüne Band“, den Förderpreis der Dresdner Bank für vorbildliche Jugendarbeit im Bereich des DHB, die damit verbundenen 10.000 DM bildeten den Grundstein für den Kunstrasenbau am Jahnplatz.
  • Das MK wurde erste Partnerschule des Leistungssports (Hockey/Volleyball).
  • Werner versuchte mehrfach, die traditionellen Clubabende wieder zu beleben.
  • Er fungierte als Hallensprecher bei den Bundesligaspielen.
  • Er unterstützte aktiv das Projekt „hauptamtlicher Jugendtrainer“.
  • Er holte Spieler in den Verein und kümmerte sich um sie.

Werner als Schulhockeyreferent

Hockey hat in Braunschweig eine lange und große Tradition. Dieses ist nicht nur in der guten Jugendarbeit aller drei Braunschweiger Vereine begründet, sondern auch durch die enge Verbindung zum Schulsport. So wurden schon in den 60er Jahren erste Hockeyspiele zwischen Braunschweiger Schulen ausgetragen, die später in den 70er Jahren offiziell durch den Bundeswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ (JtfO) auch mit Hockey in ein Wettkampfprogramm übernommen wurden.

 

Hauptverantwortlich für die Verbindung von Hockey und Schule war seinerzeit Otbert Krüger, Lehrer, Jugendtrainer im BTHC und Beauftragter für das Schulhockey in Braunschweig und ganz Niedersachsen. Schon damals feierten Braunschweiger Schulen im nationalen Hockeyvergleich von JtfO große Erfolge. Nach Otberts Pensionierung übernahm Werner 1989 diese Aufgabe und versuchte, mit neuen Konzepten und Ideen den Hockeysport noch weiter zu popularisieren und zu fördern.

 

Dieses führte neben den Feldhockeywettbewerben (JtfO) zu ersten Meisterschaften im Hallenhockey für Braunschweig. Viele Schulen und Lehrer griffen diese Idee begeistert auf, gründeten Schulhockey-Arbeitsgemeinschaften und beteiligten sich an diesem Hallenwettbewerb. 1996 wurde Werner im Rahmen des Tages der Niedersachsen als Amateursportler des Monats mit der „Gilde-Sports-Trophy“ wegen seines Einsatzes für die Verbreitung des Hockeysports an den Schulen ausgezeichnet. Nur ein Jahr später erhielt er den DHB-Jugendpreis für die Entwicklung des Braunschweiger Schulhockeymodells, das „in Deutschland seinesgleichen sucht“ (DHZ).

 

Anfangs (1990) waren es zwischen 40 und 50 Mannschaften aller Schulformen und Schulstufen, Jahre später musste er mit über 90 Teams hantieren. Der Endspieltag in der Sporthalle Alte Waage, den er 1994 einführte, war eine Leuchtturmveranstaltung. Vergleichbare Zahlen und Wettbewerbe konnte keine andere Sportart in Deutschland aufweisen, so dass er auf dieses einzigartige Projekt in Braunschweig entsprechend stolz war. Die große Siegerehrung zum Abschluss der 20. Braunschweiger Schulhockey-Meisterschaften geriet 2010 zu einer großen Würdigung von Werner: Aus Köln war DHB-Jugendwart Wolfgang Hillmann gekommen, aus Berlin Michael Wallroth, Vorsitzender der deutschen Schulhockey-Referenten. Hillmann nannte Werner damals einen „herausragenden Mann des Schulhockeys“ und zeichnete ihn mit der silbernen Ehrennadel des DHB aus.

 

2011 gab Werner das Amt des niedersächsischen Schulhockeyreferenten ab.

Werner als Nationalspieler

Wer nun meint, Werner hätte sich ab 60 auf sein sportliches Altenteil gelegt, der irrt. Er startete erneut durch und schwang den Schläger auf internationaler Ebene. Erstmals stand Werner bei der EM der Ü60 in England im deutschen Aufgebot. 150 Hockeyspieler hatten damals ihr Interesse angemeldet, er schaffte nicht nur den Sprung ins Team, sondern wurde in den Folgejahren sogar Spielertrainer. EM- und WM-Veranstaltungen führten ihn quer durch Europa, nach Hongkong und Südafrika. Nicht selten sprang ein Medaillenplatz heraus. Dafür nahm er jahrelang hohe Strapazen auf sich. Und hohe Kosten: Denn finanzieren mussten die Spieler alle Reisen und die Ausrüstung aus eigener Tasche.

Werner als Mensch

Wie wir alle hatte auch Werner seine Ecken und Kanten. Unter seiner manchmal rau erscheinenden Schale, seiner Unverbiegbarkeit, steckte ein sehr weicher Kern. In diesem Kern lebte seine Liebe zum BTHC: Wenn es dem BTHC nicht gut ging, bedeutete es für Werner Herzbluten. Er sagte einmal: „Ich habe so viel Positives in diesem Club erlebt, dass es mir in schlechten Zeiten Kraft gibt, mit geöffneten Augen nach vorne zu schauen.“

 

Seine Verdienste sind vielfach gewürdigt worden. Er war Ehrenmitglied des BTHC, erhielt 2014 für besondere Verdienste im Bereich des Sports vom Braunschweiger Oberbürgermeister Ulrich Markurth die Sportmedaille der Stadt Braunschweig, 2018 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft im NHV verliehen.

 

Mit 75 Jahren hob Werner, Zeit seines Lebens als Sonderschullehrer aktiv, 2021 ein neues Projekt aus der Taufe: Special Hockey in Braunschweig. Inspiriert durch ein Spiel in Hamburg und einen Besuch in Köthen leitete er ab September 2021 Hockey-AGs an der Oswald-Berkhan-Schule. Dort versuchte er zusammen mit Thomas Fröhlich, Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen für den Hockeysport zu begeistern.

 

Diese Idee wird weiterleben. Der BTHC und viele Generationen von Hockeyspielern haben ihm viel zu verdanken. Wir alle werden ihn, jeder für sich aufgrund seiner persönlichen Bindung zu ihm, nicht vergessen. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seiner Familie. 

 Axel Büchner

Anmerkung: Große Teile der Würdigung stammen aus einer Laudatio von Kaja Schrader, die sie im Beisein von Werner 2008 im Rahmen der Mitgliederversammlung gehalten hat - anlässlich seiner 50-jährigen Mitgliedschaft. „Hockeyherzlichst“!

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